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Fotos vom Experiment
Sponsoren des Experiments

Berichte rund um das 
ARCHÄOLOGISCHES EXPERIMENT

EISENSCHMELZEN

Der Schmelzvorgang

Konstein, Geschichtliches zum Versuchsstandort




EISENSCHMELZEN

Die vielen Eisenschlackenfunde im Wellheimer Trockental (24 Stellen) und die nachweislich alten Erzgruben in der Gegend gaben die Idee, einen Verhüttungsversuch nach alter Art durchzuführen, um auf die Technik der alten Eisenschmelzer zu kommen. Dr. Karl Heinz Rieder, Oberkonservator beim LAfD sagte, darauf angesprochen, dass man ihn für ein archäologisches Experiment immer begeistern kann und bot Herrn Ludwig Lang, Grabungsleiter, als Mitarbeiter an. Weitere Helfer kamen dazu.

Als Erstes stand die Grundlagenforschung: die Sammlung von bezüglicher Literatur, Archivalien, Verbindung mit sachdienlichen und kompetenten Wissenschaftlern und Institutionen , und nicht zuletzt die Rekapitulation des "vergrabenen" eigenen Schulwissens.
Darauf folgte ein eingehendes Studium der gesammelten Informationen
(einen Aktenordner voll). Natürlich war auch die Erarbeitung eines Arbeitskonzeptes wichtig, die Suche nach einem geeigneten Versuchsgelände, die Bereitstellung von Geldmitteln und Material, und natürlich die Suche nach Eisenerz.
Die Beschaffung einer ausreichenden Menge Erz - gedacht war an mehrere Zentner - gestaltete sich zunächst gar nicht einfach. Erst die
Bekanntschaft mit dem Betriebsleiter der Firma Hoffmann MINERAL, Herrn Herbert Frank und dem Grubenleiter Herrn Georg Herrmann erbrachte dann reichlich 300 kg gutes Eisenerz, das mit bis zu 54,7% Eisengehalt das gehaltvollste Erz unserer Gegend ist. Es kommt stellenweise in den großen Gruben am Hainberg nordwestlich von Neuburg zu Tage, wo die Firma Hoffmann MINERAL die wertvolle und seltene Kieselerde abbaut. Das Eisenerz ist dabei für die Firma ohne Verwendung. Nach diesen Vorbereitungen konnte man nun an die Konzeption und den Bau von Schmelzöfen gehen, die so weit als möglich den Vorgeschichtlichen Bauformen entsprechen sollten. Das Gleiche gilt für den Nachbau eines Doppel-Blasebalgs, der früher auch sicher verwendet worden war. Schließlich konnte man an die eigentlichen Verhüttungsversuche herangehen und allen Interessierten den Arbeitsablauf zugänglich machen. Dokumentation, Auswertung und Publikation der Versuchsergebnisse werden folgen, Fragen und Erkenntnisse werden in Diskussionen Gesprächsstoff liefern. 
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Der Schmelzvorgang

Zuerst wird das Eisenerz auf Walnußgröße zerkleinert , vom tauben Gestein befreit und durch Waschen gereinigt . Dann wird dem Erz die Feuchtigkeit und, wenn nötig , durch Rösten der Schwefel entzogen. Eine bestimmte Menge Kalksteine wird ebenso zerkleinert bereit gestellt . Das Beimischen von Kalk bewirkt ein leichteres Trennen der im Eisenerz, enthaltenen erdigen Bestandteile. Diese werden als flüssige Schlacke abgeschieden. Nun wird der Schachtofen mit Holz und Kohlen. kräftig vorgeheizt und bis zu einem Drittel seiner Höhe mit einer Mischung von guter Hartholzkohle und Kalk gefüllt. Darauf kommen wechselweise Lagen von Kohle, Kalk und Erz bis obenan. Der Gebläsewind trifft auf die glühenden Kohlen, die zu Kohlenoxyd (CO) verbrennen. Das entstandene Kohlenoxyd nimmt nun bei hoher Temperatur aus dem Erz den Sauerstoff auf und wird zum Kohlendioxyd (C0 2). Das von seinem Sauerstoff,2 befreite Erz wird damit zum reinen Eisen. Diesen Vorgang nennt man Reduktion. Das zunächst schwammige Eisen nimmt beim Abwärtssinken aus den glühenden Kohlen und dem Kohlenoxyd Kohlenstoff auf, schmilzt in der Nähe der Luftdüsen , wo die höchste Temperatur herrscht, und setzt sich schließlich in einem Gemisch von Kohlen- und Schlackenresten im unteren 0fenbereich als Luppe oder Eisenschwamm ab. Die Schlacke, welche durch den Kalkzusatz leicht flüssig gemacht wurde, kann während des, Schmelzvorganges abgestochen (herausgeleitet) werden, oder sie fließt in die unter dem Ofen befindliche Grube und erstarrt dort zu einem Schlackenklotz, der nach dem Erkalten heraus genommen und zerschlagen wird, um das darin enthaltene Resteisen zu gewinnen.
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Konstein, Geschichtliches zum Versuchsstandort

Wie der Name schon sagt, hängt die Ortsgründung von Konstein mit der gleichnamigen Burg zusammen, von der heute noch Reste vorhanden sind. Der Chunenstein, wie er 1256 erstmals genannt wird, diente zum Schutz der Ostgrenze der Grafschaft Graisbach gegenüber der Grafschaft Hirschberg. 1342 im Erbweg an die Herzöge von Bayern gekommen, teilte der Ort fortan die Schicksale seiner Landesherren. Sechsmal wurde im Lauf der Geschichte die Burg Kunstein erobert und beschädigt, zuletzt im Dreißigjährigen Krieg 1637/38 so sehr, daß sie nicht mehr repariert werden konnte. Es wurde aber auch für die Blüte des Ortes manches getan. So erhielt der Burgherr von Konstein, Ulrich Willprant im Jahre 1345 von Kaiser Ludwig dem Bayern das Privileg der hohen Gerichtsbarkeit mit Stock und Galgen und das Recht, das Dorf mit Mauer und Gräben zu befestigen. Den Inwohnern sollen alle Rechte und Gewohnheiten, wie sie die Stadt Weißenburg hat, gegeben sein und sie sollen einen Wochenmarkt haben, der dann auf den Donnerstag festgelegt worden war. Ein anderes einträgliches Privileg war seit alters her das Eisenbergwerk auf dem Rammersberg, das schon seit mindestens 1525 an den fürstbischöflich eichstättischen Eisenhammer zu Hagenacker (gegr.1377) lehenweise zur Ausbeutung überlassen worden war. 12 Klafter tiefe Schächte hatten dort sächsische Bergknappen in die Erde abgetieft. Ein anderes Gewerbe, das seinen industriell prägenden Einfluss auf den Ort Konstein bis in unsere Tage ausübte, war die im Jahre 1578 gegründete Glashütte. Sie bestand in Nachfolgebetrieben bis zum Jahre 1986 und gab zuletzt etwa 600 Glasmachern Arbeit und Brot. Die Standortwahl für unsere Eisenschmelzversuche hat also schon einen gewissen Bezug zur Konsteiner Vergangenheit. Der Boden, auf dem unsere Schmelzöfen stehen , war ehemals der Burggraben des Kunstein, aufgefüllt mit Schlacken der ehemaligen Glashütte. Heute gehört Konstein als größter Ortsteil in die Verwaltungsgemeinschaft des Marktes Wellheim.
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Mit freundlichen Grüßen
Heinz Mittel

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